Gehirnjogging im Alter

Eine Studie untersucht die Wirkung von Sudokus auf die Gedächtnisleistung.  Hilft der tägliche Rätselspaß unserem Gehirn, fit zu bleiben?

In späteren Lebensjahren wächst die Sorge vor dem Verlust der Erinnerung und der Gedächtnisleistung. Ebenso ist eine Schwächung der Konzentrationsfähigkeit ein erstes Zeichen, in dem sich das voranschreitende Alter bemerkbar macht. WissenschaftlerInnen aus Israel haben nun herausgefunden, dass sich der Prozess der geistigen Alterung ganz einfach verlangsamen lässt. Um im Kopf fit zu bleiben, soll häufiges Lesen oder das Spielen von Konzentrationsspielen, wie Sudoku und Kreuzworträtsel, helfen.

Denksport für die geistige Fitness

Wird die eigene Gedächtnisleistung wirklich durch Spiele wie Sudoku und Kreuzworträtsel gestärkt? Ein Zusammenhang zwischen Freizeitbeschäftigungen, die Konzentration erfordern, und einer verbesserten Gedächtnisleistung konnte in Studien bisher weder bestätigt noch widerlegt werden. Darüber hinaus ist es unklar, ob  „kognitiv stimulierende Freizeitaktivitäten“ vor Abnahme der Gedächtnisleistung schützen. Möglich ist auch, dass Menschen, die von Natur aus ein gutes Gedächtnis und eine hohe Konzentrationsfähigkeit haben, sich in ihrer Freizeit auch lieber mit Konzentrationsspielen beschäftigen.

Doch genau mit dieser Unklarheit räumen WissenschaftlerInnen von der Hebräischen Universität Jerusalem nun auf: In ihrer internationalen Studie basierend auf den Daten der Umfrage 50+ in Europa befragten sie 17000 Europäer und Europäerinnen ab 65 Jahren, wie oft sie in ihrer Freizeit Kreuzworträtsel oder Sudokus lösen.

Sprechen, Rechnen, Erinnern?!

Um herauszufinden, wie gut die Konzentrationsleistung der Befragten ist, ordneten sie ihre Tests drei Kategorien zu: Erinnerungsvermögen, Rechenfähigkeit und Sprachkompetenz.

Zunächst wurde das Erinnerungsvermögen der TeilnehmerInnen mit Hilfe einer Übung zur Sprachwiederholung geprüft. Hierfür sollten sie 10 Worte aus einer Liste wiedergeben, die ihnen zuvor vorgelesen wurden.

Anhand der Fehler, die sie während einer vierstufigen Kopfrechnung machten, sollten ihre grundsätzlichen Rechenfähigkeiten sowie die allgemeine Konzentrationsfähigkeit ermittelt werden.

Die Sprachkompetenz der TeilnehmerInnen wurde geprüft, indem sie in einer Minute so viele Tiere aufzählen sollten, wie ihnen einfallen.

Um den Zusammenhang zwischen Gedächtnisleistung und Rätselspielen feststellen zu können, wurden die TeilnehmerInnen gefragt, wie oft sie in den letzten 12 Monaten Kreuzwort- oder Zahlenrätsel gelöst haben.

Für ihre Analyse berücksichtigten die WissenschaftlerInnen neben der individuellen Gesundheit und dem finanziellen Status auch das Bildungsniveau und die Einbettung der TeilnehmerInnen in ihr soziales Umfeld.

Sudoku und Kreuzworträtsel stärken das Gedächtnis

Mehr als die Hälfte der Befragten lösen regelmäßig Kreuzwort- und Zahlenrätsel. Weit über 60% gaben sogar an, sich beinahe jeden Tag den kniffligen Aufgaben zu widmen.  Die ForscherInnen wollten jedoch auch wissen, wie sich die Gedächtnisleistung entwickelt, wenn die TeilnehmerInnen über einen längeren Zeitraum hinweg diesem Hobby nachgingen. Die Umfrage 50+ in Europa konnte durch ihre alle zwei Jahre stattfindende Befragung die Daten für diesen Vergleich liefern.

So zeigte ein Vergleich der Umfragen in 2010 und 2012/2013, dass Rätselfreunde, die schon zwei Jahre davor gerne verzwickte Denksportaufgaben lösten, in den Tests bessere Leistungen erzielten als andere, die dies eher seltener tun.

Besser spät als nie!

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass der positive Effekt von Konzentrationsspielen bei Personen mit einer geringeren Schulbildung besser war als bei höher gebildeten. Damit betonen die WissenschafterInnen, dass gerade Menschen mit einem niedrigen Bildungsgrad von dem Lösen der Rätsel profitieren.

Das Alter der Befragten beeinflusst die Testergebnisse jedoch kaum. So zeigten die Ergebnisse, dass die Konzentrationsleistung bei den Rätselbegeisterten jeden Alters weniger abnahm – unabhängig davon, ob sie Sudokus oder Kreuzworträtsel lösten.

Anfangen lohnt sich immer: Die TeilnehmerInnen, die seit der ersten Befragung häufiger Sudokus und Kreuzworträtsel lösten, schnitten bei der zweiten Befragung besser ab. Dies zeigt ein Vergleich mit Befragten, die ihre Begeisterung für Denkspiele nicht geändert haben oder diese sogar ganz aufgaben.

Die Erkenntnis ist deutlich:  Man ist niemals zu alt für ein neues Hobby!


Howard Litwin, PhD, Ella Schwartz, MA, Noam Damri, MA. (2016): „Cognitively Stimulating Leisure Activity and Subsequent Cognitive Function: A SHARE-based Analysis.“ In: Gerontologist 2016

https://academic.oup.com/gerontologist/article/doi/10.1093/geront/gnw084/2632148/Cognitively-Stimulating-Leisure-Activity-and