Zusammenwohnen mit erwachsenen Kindern stärkt die psychische Gesundheit

Wenn ältere Menschen mit ihren erwachsenen Kindern zusammenzuleben, kann das das Risiko für Depressionen verringern, wie eine Studie basierend auf „Europa 50+“ zeigt.

Werden die Alten in Europa immer einsamer? Die Zahl allein lebender älterer Europäer hat in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen. Gleichzeitig leben jedoch auch wieder mehr ältere Menschen mit ihren erwachsenen Kindern im selben Haushalt. Wie eine aktuelle Studie auf Basis von „Europa 50+“ zeigt, hat diese Wohnform, das intergenerationelle Wohnen, verschiedene Vorteile. Dazu gehören eine finanzielle Entlastung sowie eine verbesserte psychische Gesundheit der Eltern.

Ein Blick auf Europa: Im Norden allein, im Süden zusammen

In welchen Familien Eltern und erwachsene Kinder sich einen Haushalt teilen, hängt auch vom eigenen Wohnort ab. Denn intergenerationelles Wohnen ist in Europa unterschiedlich weit verbreitet. In Schweden leben beispielsweise nur 16 Prozent der Befragten mit einem erwachsenen Kind zusammen unter einem Dach, während es in Polen 66 Prozent sind. Auch in südeuropäischen Ländern wie z.B. in Italien und Griechenland ist intergenerationelles Leben üblich: Insgesamt wohnen in Südeuropa zwischen 45 und 65 Prozent der Befragten mit einem erwachsenen Kind zusammen. Die befragten Deutschen liegen hingegen etwa im Mittel (35 Prozent).

Intergenerationelles Wohnen beeinflusst die psychische Gesundheit positiv

In Ost- und Südeuropa beobachten die Forscher nicht nur einen höheren Anteil generationen-übergreifender Haushalte, sondern auch häufiger depressive Symptome. Man könnte nun also annehmen, dass intergenerationelles Wohnen zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit führt. Die Studie widerlegt dies jedoch!
Ganz im Gegenteil, auf individueller Ebene zeigt sich: Ältere Personen, die mit ihren erwachsenen Kindern leben, haben weniger depressive Symptome als diejenigen, die getrennt von ihren Kindern leben. Intergenerationelles Wohnen hat also nicht nur wirtschaftliche Vorteile für alle im Haushalt das Leben mit erwachsenen Kindern kann bei den Eltern sogar zu einer Verringerung von depressiven Symptomen führen.

Fazit: Politische Anreize für intergenerationelles Wohnen schaffen

Für politische Entscheidungsträger könnte es sinnvoll sein, intergenerationelle Wohnformen zu fördern. Auch andere Formen der Unterstützung und des Austauschs zwischen den Generationen wären denkbar. Denn laut den Studienergebnissen könnte das dafür sorgen, dass ältere Menschen in Europa ein zufriedeneres Leben führen können.


Studie von Emilie Courtin and Mauricio Avendano (2016): Under one roof: The effect of co-residing with adult children on depression in later life. Social Science & Medicine 168: 140-149. DOI: https://doi.org/10.1016/j.socscimed.2016.09.020